Nach einer erfolgreichen Theaterpremiere sitzt man meist noch etwas länger zusammen und quatscht über dies und das und selbstredend über Theater und somit auch über Dinge die auf der Bühne passiert sind. Damit kommen auch immer wieder Geschichten über Hoppalas aus dem Theaterleben hoch, an die man sich schmunzelnd zurückerinnert.
Ich zum Beispiel, ich verlor in jüngeren Jahren als Winnetous Herzensdame Ribanna vor 500 Menschen den Rock. Das hatte zur Folge, dass in einer eigentlich höchst dramatischen, auf Leben und Tod fokussierten Szene, die Tribüne in schallendes Gelächter ausbrach. Oder jener Kollege, der auf der Bühne ein Blackout hatte und sich daraufhin mit fragendem Gesicht zu mir wandte und ganz in seiner Rolle mir die Frage „Und, wie geht’s dir so“ zuwarf und ich dann mit ratterndem Gehirn überlegte, wie ich denn auf das hinauf wieder halbwegs save in der Szene weiter machen kann. Und dann war da auch noch jene Kollegin, die ihren Auftritt als meine Zofe verpasste und ich einsam und verloren auf der Bühne stand und nach ihr rief, bis sie käseweiß mit einem „Verzeihung, Herrin“ zu Ihrem Auftritt geeilt kam, in der Hand äußerst wichtige „Dokumente“, ohne jene das Stück jedenfalls nicht weiter gegangen wäre. Solche Momente gibt es viele, meist so gemeistert (außer dem Rock-Fauxpas, da gab es keine Möglichkeit, sich da wieder bravourös herauszumanövrieren), dass es dem Publikum gar nicht wesentlich aufgefallen ist und, dass das Stück darunter nicht gelitten hatte.
Ich finde, dass das ein wirklich schönes Sinnbild für das Leben ist.
Das Leben ist wie eine Bühne – oder umgekehrt / Heidi Salmhofer
Ich finde, dass das ein wirklich schönes Sinnbild für das Leben ist. Im Moment des Fehlers, des vermeintlichen Versagens haben wir das Gefühl, der Himmel fällt uns auf den Kopf. Doch immer finden wir irgendwie eine Lösung. Entweder schaffen wir es selbst, uns aus dem Schlammassel zu ziehen oder jemand hilft uns dabei, wieder „auf die Spur“ zu kommen. Und dann, dann lachen wir darüber, zugegebenermaßen immer noch knieweich und mit dem Schrecken im Nacken. Aber wir lachen. Einige Zeit später ist das einzige was übrig geblieben ist ein – oft humorvoller – „Kannst du dich erinnern! – Gedanke“, der für Gesprächsstoff sorgt.
Wir meistern unsere „Lebens-Hänger“ so oft mit Bravour, dass wir diesbezüglich ruhig öfter stolz sein können. Und sollte es mal nicht klappen und du „mit heruntergelassenem Rock“ dastehen, ohne Chance auf entrinnen. Ich schwöre, es kommt irgendwo ein Winnetou her, der sich beschützend vor dich stellt, während du dich selbst wieder in Ordnung bringen kannst.
„Howgh!“, ich habe gesprochen!
Heidi Salmhofer