Beim Schreiben einer Geschichte sehe ich die Bilder wie in einem Film auf meiner ganz eigenen, inneren Kinoleinwand ablaufen. Ich sehe die Gesichter der Beteiligten, ich betrachte die Umgebung in der sie sich aufhalten und beobachte ihr Verhalten und ihre Handlungen. Eigentlich erzähle ich somit nur nach, was sich da an Action in meinem Kopf abspielt. Jemand der diese Erzählung dann liest, hat seinen ganz eigenen Film dazu vor seinem inneren Auge. Die Bilder werden immer ein wenig abweichen von dem, was ich selbst sehe.

„…Dinge aus neuen Winkeln…“

Wenn der Text lebendig wird /Hei Salmhofer

Bei einem Theaterstück ist das ein wenig anders, meine Geschichte wird für alles sehbar gemacht. Plötzlich wird mein Film Realität. Plötzlich bekommt er Stimmen und Gerüche. Die Bewegungen und der Raum sind für alle gleich sichtbar. Und dennoch ist er nicht ganz genau mein Film sondern die Interpretation dessen.  Die Stimmen sind anders, als ich sie in meinen Gedanken hörte, der Spielort komplett entfremdet und dennoch, irgendwo ist da noch meine Idee, ein wenig verkleidet zwar, aber noch immer erkennbar. Vielleicht ist Theaterstücke schreiben ähnlich dem Erzählen eines Traumes. Man sieht diese surrealistischen Bilder, diesen verschwommenen Abstrich einer Realität und müht sich ab, dieselben Eindrücke, welche einen selbst überwältigt hatten, jemand anderem zu vermitteln.

Der Zuhörer übernimmt sie in seine eigene Vorstellung von Traum und Wirklichkeit. Morpht die Erzählung um, damit sie für ihn begreif- und fassbar wird. Ein Abbild meines Traumes entsteht. Es ist dieselbe Geschichte, die brennende Giraffe hat aber nun einen längeren Hals, die welke Zeituhr tropft viel zäher vor sich hin und irgendwo im Hintergrund ziehen Wolken vorbei, die ich selbst nicht gesehen hatte.

Theaterstücke schreiben ist, den zweidimensionalen Grundstein für dreidimensionale Geschichten zu bauen. Schauspiel, Regie, Kostüm und Bühnenbild geben dem Stück seine greifbare Form. Das ist spannend. Denn es ermöglicht diesen erstaunlichen Blick in die Köpfe anderer Menschen, ihrer phantasievollen Auslegung anderer Ideen, ihrer Darstellungskraft und manchmal auch ihrer Unerschrockenheit, Dinge aus neuen Winkeln zu betrachten.

Ich liebe es.